Warum wir keine fette Beute machen sollten…
- Episode 19
- 22:47 Minuten
- Thomas Göller, Volker Pietzsch
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Inhalt der Episode
Wie mächtig ist so ein Werkzeug wie die Sprache? Was machen Worte mit uns? Dabei geht es noch gar nicht um Rhetorik und wie wir uns ausdrücken, sondern es geht darum, was Worte mit uns machen. Wenn wir auf unsere Sprache achten, macht es die Welt ein Stückweit besser. Andere Menschen werden weniger angegriffen und beleidigt, was sich auf die gesamte Stimmung auswirkt. Wenn wir gut mit unseren Mitmenschen umgehen, dann wirkt sich das positiv auf unsere Gesellschaft aus. Thomas Göller spricht darüber, was vermieden werden sollte, damit Sie Ihrem Gegenüber ein gutes Gefühl vermitteln können. Setzen Sie sich Ziele, welche Wörter Sie zukünftig vermeiden möchten, halten Sie diese schriftlich fest und machen Sie sich diese immer wieder bewusst.
Zudem wird in dieser Episode unter anderem thematisiert, wie wir über Geld reden. Was bedeuten bekannte Synonyme für Geld, wie beispielsweise „Kohle“ tatsächlich? Und was haben Glaubenssätze mit unserer Haltung gegenüber Geld zu tun? Schulden haben oder einen Kredit haben – das ist ein großer Unterschied. Wann ist man schuldig und wann hat man das Vertrauen der Bank?
Welche Haltung haben Sie sich selbst gegenüber? Wenn Sie erfahren möchten, was diese Frage mit der Aussage „Alles, was du sagst, ist wahr!“ und selbsterfüllenden Prophezeiungen zu tun hat, hören Sie sich diesen Podcast an.
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Transkript zu dieser Episode
Volker: Ja, ich glaube, wir haben das letzte Mal ein Fass aufgemacht mit dem Thema Sprache. Und ich muss sagen, ich habe seit dieser Episode mein Verhältnis zu Autos überdacht. In mehreren Meetings, ich glaube, wir hatten auch ein Meeting, musste ich mitten im Satz aufhören zu sprechen, weil ich einfach gesagt habe: „Das will ich gerade gar nicht mehr sagen.“ Das ist ein echt spannendes Thema und man sieht, wie mächtig so ein Werkzeug wie die Sprache ist.
Thomas: Ja, und da haben wir ja nur einen kleinen Teilbereich herausgegriffen. Wir reden ja wirklich über einzelne Worte: Was machen Worte mit uns? Was macht Sprache mit uns? Und dabei geht es noch gar nicht um Rhetorik und dieses große Feld, wie drücken wir uns aus, sondern wirklich ganz einfach gesagt über diese Worte, die was mit uns machen und das, was du sagst, das erlebe ich auch oft und man kann sich noch so viel Gedanken drüber machen, dass man sagt: „Naja, ich wollte es grad nicht sagen“ oder „Ich hab’s gesagt“ oder „Ich würde es gern zurücknehmen.“ Aber allein dieses Bewusstsein, wenn wir das mit unseren Podcasts erreichen und an unsere Hörer und Hörerinnen bringen, das wäre schon klasse, weil es geht gar nicht darum, das jetzt zu hören, zu verstehen und zu sagen: „Ich mach das nie wieder“. Es wird immer wieder vorkommen. Ich merke es bei mir. Du hast es jetzt live erlebt, bei dir auch. Ich glaube, so geht es jedem. Ich glaube, es ist normal. Wichtig ist, dass wir es merken oder dass wir vielleicht unserem Netzwerk Freunde haben, denen wir vertrauen, die das dann auch sagen dürfen. Also ich interveniere mit meinen Klienten dann immer. Ich sage dann immer: „Achtung, ich bin immer sehr vorsichtig, wenn mir jemand einen Glaubenssatz unterschieben will, so unter der Tür durch.“ Das ist ja mein Motto: Alles was du sagst, ist wahr! Und ob das richtig ist oder nicht, das ist eine andere Entscheidung. Also faktisch, objektiv, richtig oder falsch, darum geht es dabei nicht, sondern das haben wir ja beim letzten Mal gesagt, wenn du sagst: „Das ist aber schwierig“ oder „das ist aber lang“ oder was haben wir beim letzten Mal gesagt? „Das wird garantiert kein Bestseller“, oder wir „wollen ja auch keinen Bestseller“. Nee, doch, wollen wir. Ob es dann einer wird oder nicht, das schauen wir mal.
Volker: Es geht erst mal darum, es nicht auszuschließen. Du bist schon bei den Glaubenssätzen, aber ich habe jetzt für mich gelernt, dass ich viel früher anfangen möchte, weil es fängt tatsächlich so bei diesem „Jeder führt Selbstgespräche“ und ich habe das bei einer Videoproduktion vor kurzem auch wieder erlebt. Da macht jemand einen Anwendungsfehler und sagt: „Was bin ich für ein Idiot?“. Und das sind all diese Dinge, wo ich jetzt sage: „Hier pass auf, ne, bist du nicht.“ Und ich glaube, man muss schon wirklich im Alltag aufpassen, dass man auch mit sich selbst gut umgeht.
Thomas: Absolut, ganz genau. Mit sich selbst und eben auch mit anderen. Das ist ja das Schlimme. Den ganz großen Bogen zum Unternehmertum, zum Unternehmer Akademie Podcast sozusagen. Warum machen wir das überhaupt? Weil ich ja genauso, wie du auch, daran glaube, dass es mehr Unternehmer braucht. Weil wir, wenn wir Unternehmer haben, Unternehmer wollen am Ende ja Umsatz machen, Kunden gewinnen, Geld verdienen. Und das können sie besonders gut, wenn sie auch gut mit ihren Mitmenschen umgehen. Und wenn wir gut mit den Mitmenschen umgehen, dann macht das was mit unserer Gesellschaft. Das ist das Reziprozitätsgesetz, das es in beide Richtungen geht. Also wenn ich einen vor lasse an der Ampel oder an der Kreuzung, an der Ampel ja eher nicht wenn es rot ist, aber an der Kreuzung wo einer wartet und ich lasse den vor, dann ist ja die Chance, dass der an der nächsten Kreuzung einen weiteren anderen Menschen vorlässt, auch groß. Und das ist dieser Effekt, den ich so fantastisch finde, dass wir da auch eine Botschaft haben, die unsere Gesellschaft ein bisschen verbessert und verändert. Das ist das Wichtige.
Volker: Ich würde sogar fast das Wort „ein bisschen“ rausnehmen. Ich habe zwar auch ein Konjunktiv gemacht, jetzt gerade. Tatsächlich macht es die Welt besser. Das heißt, wenn wir auf unsere Sprache achten, weil das ist ja der Punkt. Ich greife andere Menschen weniger an, ich beleidige sie weniger. Und das macht natürlich die ganze Stimmung besser. Ja, es ist einfach so. Und wenn wir alle in einer besseren Stimmung sind, dann macht das was mit allem, was wir tun.
Thomas: Ja, kommen wir vielleicht mal zu einem ersten Beispiel, was da sehr, sehr gut reinpasst. Es gibt einen Trainer, relativ bekannt in Deutschland und dreht ein großes Rad sozusagen, wie man so schön sagt. Und er unterschreibt seine E-Mails und beendet seine Vorträge immer mit so einem beflügelten Wort, wie man so schön sagt. Er sagt immer „fette Beute“. Er wünscht uns fette Beute. So, und das ist die Frage. Ja, ich kann was damit anfangen. Ich weiß, was er meint, aber was für eine Haltung steht da hinten dran? Also in welchem Kontext können wir das noch? Fette Beute und wer ist dann die Beute? Also ist mein Kunde, den ich gewinnen will, ist das meine Beute? Erlege ich den? Das hatten wir im ersten Teil schon mal mit der Kriegssprache. Das ist so eine Opfer- und Siegersprache und Gewinnersprache. „Ich habe heute wieder fette Beute gemacht“, ne, ich habe einen tollen Klienten gewonnen, mit dem ich gemeinsam nach vorne gehen kann. Was macht das mit unserer Haltung im Sinne dieser Worte und Sprache?
Volker: Was macht es auch mit dem Angebot jetzt ganz ehrlich?
Das heißt, ein Angebot, wo jemand fette Beute macht. Wenn ich das hören würde, dann hätte ich das Gefühl… Also vorher unterschreibe ich und freue mich, dass ich vielleicht eine tolle Leistung eingekauft habe. Sagt aber jemand, dass ich fette Beute bin, dann überlege ich, wo bin ich betrogen worden?
Thomas: Ja, das stimmt leider.
Volker: Das heißt, du machst unnötig ein Gefühl kaputt, weil wenn ich mich für etwas entschieden habe, dann mache ich das ja mit einem positiven Gefühl meistens. Ich leiste mir etwas, ich habe eine Erwartungshaltung und deswegen kann ich gar nichts mit anfangen. Tatsächlich ja.
Thomas: Und es geht spannenderweise in beide Richtungen. Das betrifft uns auch, uns selber. Welche Haltung haben wir gegenüber unseren Kunden, aber auch gegenüber uns selbst? Also so ein anderer Ausspruch ist, den man so vor sich hinsagt ohne nachzudenken, ist: „Ach, das kauft doch eh keine Sau.“ Und ich denke mir: „Sau?“ Das wird relativ häufig verwendet. Kannst du vielleicht auch? Das kauft doch keine Sau.
Volker: Es wird den Menschen und den Tieren nicht gerecht.
Thomas: Absolut, das kommt noch erschwerend hinzu. Hundertprozentig. Das hat diese zwei Aspekte, nämlich den einen Aspekt, den du eben schon genannt hast, diese selbsterfüllende Prophezeiung, die „self-fulfilling prophecy“, wie die Amis sagen, diese selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn ich das glaube, das ist ja das, was ich sage: „Alles, was du glaubst, ist wahr.“ Das bedeutet ja in Wirklichkeit, das ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Du machst dir selbst eine Prophezeiung und dann erfüllt sie sich eben auch. Das steckt da drin. Aber es steckt eben auch diese Haltung mit drin. Wer bist du, dass du deinen Kunden so betitelst? Und welche Haltung hast du dir selbst gegenüber? Und da geht es gar nicht um Sau, und ob du sagst, du Sau oder Schwein, das ist jetzt kein Unterschied. Alles was du sagst, ist da richtig. Das wird sowohl den Tieren, egal welche Titel man dann nimmt, in keinster Weise gerecht. Aber es ist in alle Richtungen. Was macht Sprache mit uns?
Volker: Also wenn wir auf Sprache achten, macht es das Leben einfacher und natürlich auch das Geschäftsleben.
Thomas: Ja, nun gibt es ja, wenn wir da ganz kurzen Ausblick ins Marketing machen. Gestern sagte einer zu mir: „Ich habe da eine neue Idee für ein Produkt und habe da geguckt und es macht noch niemand.“ Und dann sage ich: „Ja, Achtung! Das kann zwei Ursachen haben. Entweder es ist eine super tolle Idee und es ist nur noch keiner draufgekommen, dann ist es klasse. Es kann aber auch sein, dass da gar kein Markt vorhanden ist, dass das vielleicht andere schon auch schon überlegt haben oder vielleicht sogar schon probiert haben und es keinen Markt gibt. Oder es ist keine Goldader zu sehen. Es gibt vielleicht einen Markt, aber die Personen, die Menschen, die in diesem Markt sich tummeln, haben nicht das Budget und die Optionen, dich angemessen zu honorieren.“ Und aus dieser Diskussion zum Beispiel haben wir dann eine Lösung entwickelt, dass wir ein skalierbares Produkt gemacht haben im Kurs, weil das war genau das Problem, dass er Leute anspricht, die große Schwierigkeiten haben, finanzielle. Ja, jetzt haben wir ein Konzept entwickelt, wo man sagt: „Okay, es geht für kleines Geld“ für überschaubar wenig zu investieren. Toller Nutzen, großer Nutzen, einmal produziert und viele Anwender und dann geht es halt eben doch. Und wenn wir auf die Sprache achten, was sagen wir da? „Das kauft doch niemand.“, „Es gibt da keinen Markt.“ Es kann immer mehrere Ursachen haben. Und dann mal wirklich wertfrei dahin zu schauen. Oder was bedeutet das für uns? Aber wenn du magst, können wir mal in dem Bereich ein ganz großes Fass aufmachen, ein großes Thema ansprechen, nämlich das Thema Geld. Wie reden wir über Geld? Was für eine Haltung haben wir zu Geld? Kennst du das, was wir Synonyme für Geld finden? Und zwar meiner Meinung nach ganz schlimme Synonyme wie so viel Kohle, so viel Asche. Also Asche entsteht, wenn ich was verbrenne. Da sind wir wieder bei der Haltung: Welche Haltung hast du gegenüber deinem Produkt? Wenn du sagst: „Da verbrennt jemand Geld“ und es bleibt Asche übrig oder Kohle, das ist auch was mit Feuer. Ja, es kann das Feuer entfachen. Kann sein, dass je nachdem, wie es gemeint ist. Aber ich will diese Diskussion nicht führen. Ich möchte das einfach wertschätzender haben und ich möchte nicht sagen: „Oh, das kostet aber wirklich richtig viel Kohle. Das kostet richtig viel Asche. Und es gibt noch andere Ausdrücke, die dir bestimmt auch einfallen. Das ist so die Haltung dabei. Und da sind wir wieder bei den Tieren. Das ist schweineteuer, das sind so diese Geschichten, die wir da in der Sprache haben. Geld verdirbt den Charakter. Kennst du vielleicht. Und ich sage immer: „Ne, das stimmt nicht ganz. Geld verdirbt nicht den Charakter, sondern Geld zeigt den Charakter.“ Da guckt mich die Leute mal an und braucht einen kleinen Moment. Aber funktioniert.
Volker: Beim Thema Geld kann man auch wieder wunderbar die Glaubenssätze mit reinbringen. Und es gibt natürlich auch viele Dinge, die uns eingetrichtert wurden. Also Geld ist schmutzig. Überhaupt das ist schmutziges Geld gibt, dass man das nicht anfassen soll, dass man das nicht den Mund nehmen soll und all diese Dinge, die uns sehr früh beigebracht werden.
Thomas: Und das war ja sehr oberflächlich und sehr platt. Da würden viele Leute bestimmt auch drauf kommen mit einigermaßen Nachdenken, oder wir haben so eh schon auf dem Schirm, aber das geht ja auch ein bisschen subtiler. Also zum Beispiel, wenn du für dein Unternehmen investieren willst und hast nicht genug Kapital, so, dann gehst du zu einer Bank und dann sagen die Leute: „Ich weiß nicht, ich will keine Schulden machen“ und ich kriege das sogar manchmal gesagt, wenn die Leute mich bezahlen wollen und ich mach ein schönes Angebot, wo ich dann sage: „Wenn du das auf einmal zahlen möchtest, dann komme ich dir entgegen im Preis. Da brauchst du zum Beispiel statt 12 Monaten nur 10 Monate zu zahlen.“ Und dann versuchen die das zu stemmen und sagen dann: „Ja, ich krieg das nicht hin, ich will ja keine Schulden machen.“ Und dieses Wort „Schulden“, wenn wir das mal auseinandernehmen und das funktioniert sehr oft, was steckt dahinter? Dann steckt das Wort Schuld drin. Also jemand ist schuld an etwas. Deswegen auch entschuldigen. Das heißt, ich schiebe die Schuld von mir weg. Kann man das überhaupt? Oder kann man zu seiner Schuld stehen und sagen: „Ich entschuldige mich nicht, sondern ich stehe dazu. Es tut mir leid und ich werde alles tun, damit es in Zukunft nicht mehr vorkommt.“ Aber bleiben wir bei dem Thema Geld mit Schulden. Weißt du, es gibt Schulden, die du bei Banken hast und die heißen dann bei der Bank zum Beispiel „Consumer Kredite“. Das sind echte Schulden, aber wenn du zum Beispiel ein Haus kaufst, das vielleicht sogar noch fremd vermietet ist, wo also eine richtige Kapitalertragsteuer hintendran steht, ein Vermögensaufbau hintendran steht, dann gibt dir die Bank das Geld nicht im Sinne von „Du machst Schulden“, sondern du unterschreibst auch kein Schuldner Vertrag, sondern du unterschreibst einen Kreditvertrag und Kredit, das kommt aus dem Lateinischen und heißt „credit“ und „credite“ heißt Vertrauen. Das ist eben ein großer Unterschied. Also die Bank hat zu dir und zu dem, um bei dem Beispiel zu bleiben, zu dem Immobilienobjekt zum Beispiel, so viel Vertrauen, dass sie sagt: „Okay, da steht ein Gegenwert hintendran und wir vertrauen dir und dem Objekt und deiner Fähigkeit als Unternehmer. Und deswegen geben wir dir gerne dieses Geld und sichern das ab.“ Deswegen Kredit. „Wir vertrauen dir“ und es ist ein großer Unterschied, ob ich Schulden habe, wo es kein Vertrauen gibt, wo es keine Gegensicherheit gibt, wo ich einfach sage, ich habe Schulden gemacht oder habe ich einen Kredit. Und natürlich gibt es auch die Situation, dass ich vielleicht einen Kredit nicht zurückzahlen kann und das ist genauso unangenehm, wie wenn ich Schulden nicht zurückzahlen kann, aber es ist ein Unterschied. Es ist ein Unterschied, nicht nur in der Haltung, sondern was macht das mit dir? Das ist ganz, ganz wichtig, dass wir da auch achtsam mit uns selbst umgehen und sagen: „Nein. Wenn ich eine Immobilie finanziere, dann bin ich eigentlich derjenige, der hier mit stolzgeschwellter Brust zur Bank gehen darf. Und die Bank darf mir vertrauen und mir einen Kredit gewähren.“
Volker: Wobei der Blick bei Fremdkapital gehört ja nicht auf die Schuldenseite, sondern eigentlich auf das, was ich dafür erwerbe, welche Investition ich tätige, weil da sollten wir den Fokus drauf haben.
Thomas: Ja, ich meine das so, das eben ganz viele Leute sagen: „Ich möchte keine Schulden machen“. Die sind vielleicht so erzogen oder haben Erfahrungen gemacht und so und dann sage ich ja, das ist auch sicherlich, im unternehmerischen Bereich kennst du bestimmt auch viele, die sagen: „Ich möchte mein Unternehmen so durchfinanzieren, dass ich da niemanden brauche, dass ich niemandem Danke sagen muss und dass ich eben keine Schulden mache.“ Und ich sage: „Warum? Was ist da verkehrt daran jemand Danke zu sagen, wenn es fair ist, wenn es auf Augenhöhe passiert? Was ist da dran, ein Hebel anzusetzen und mit einem Kredit sehr viel schneller wachsen zu können, wenn das gedeckt ist, wie du sagst, mit Sicherheiten, mit Gegenwert?“ Das ist bei Schulden ein bisschen anders. Also da würde ich nicht diskutieren und widersprechen. Also die Haltung, keine Schulden zu machen, ist sicherlich sinnvoll. Das meine ich, dass man wirklich im Detail schaut, was macht dieses Wort mit uns? Was bedeutet das und was ist es wirklich? Sind es Kredite, um bei dem Beispiel zu bleiben, oder sind es Schulden? Kommen wir noch zu ein paar anderen Dingen. Da gibt es zum Beispiel die Aussage: „Jeder Mensch ist es ja selbst am nächsten“, also rein biologisch. Das heißt, wir sind alles Egoisten, zumindest biologisch. Zum Glück soziologisch nicht. Da gibt es auch einige, aber die meisten haben doch dieses Wir-Gefühl. Und wir reden aber, weil diese Biologie halt sehr stark ist, sehr oft ich-bezogen. Und wir reden nicht nur so, wir schreiben auch so. Also Beispiel: „Volker, ich sende dir das Angebot heute noch zu.“ Vielleicht könnte man auch sagen: „Volker, du bekommst heute noch mein ein Angebot.“ Dass wir diese Perspektive wechseln, vom Ich zum Du oder Sie, je nach Stand der persönlichen Beziehung. Und das ist anstrengend. Das ist schwierig am Anfang, wenn man das nicht gewohnt ist, wirklich die Sätze so umzufunktionieren, so umzuformulieren, dass sie aus der Sie-Perspektive gemacht werden. Also „Sie erhalten mein Angebot heute“ und nicht „Ich sende Ihnen das Angebot“. Es gibt auch so wunderschöne Befehle aus dem NLP. Wenn wir zum Beispiel sagen: „Stell dir mal vor“, dann kann der andere nichts anderes tun, als sich das tatsächlich vorzustellen. Das ist ein Befehl. Kleine Story dazu: Wenn ich dir jetzt sage, du gehst heute Abend um 24 Uhr bei Mitternacht, wenn die Kirchenglocken läuten vor deine Tür, gehst ein Meter nach rechts und drei Meter nach vorne und gräbst dann mit einer Schaufel einen Meter fünfzig tief. Und dann verspreche ich dir, an diesem Platz wirst du einen großen Goldschatz finden und das ist definitiv so. Also es ist wirklich so. Mal ganz nebenbei, kannst du den Abend probieren. Es ist tatsächlich so, dass du da einen großen Goldschatz hast. Du findest den auch. Es gibt einen ganz kleinen Haken. Du darfst alles machen beim Graben, das ist überhaupt kein Problem. Wichtig ist die Uhrzeit. Das kriegst du aber hin. Nur eine Sache darfst du auf gar keinen Fall machen. Du darfst nämlich während dem Graben wirklich, und das musst du mir versprechen, sonst funktioniert es nämlich nicht, du darfst auf gar keinen Fall an einen rosa Elefanten denken beim Graben. Und hättest du heute Abend beim Graben an einen rosa Elefanten gedacht, wenn ich da nichts gesagt hätte? Ich glaube eher nicht. So, und das macht Sprache mit uns. Das ist ein Befehl, wenn ich dir sage: „Stell dir mal vor“, und dann dir zum Beispiel die Sonneninsel beschreibe und du weißt, du bist auf der Regeninsel und ich dir den Weg zeige von der Regeninsel zur Sonneninsel und dann nicht im Konjunktiv frage: „Kannst du dir vorstellen, auf der Sonneninsel zu sein?“ Da gibt es ja wieder eine geschlossene Frage, das haben wir ja beim letzten Mal gehabt, dann sagst du eben „Ja“ oder „Nein“. Aber wenn ich dir einen Befehl gebe, sage: „Stell dir vor, die und die Situation“, dann stellst du dir das vor. Und das hat weitreichende Folgen. Wenn wir fragen: „Könnten Sie mich bitte mit Herrn Pimpelmoser verbinden“, der vielleicht Vorstandsvorsitzender eines großen Unternehmens ist, bei seiner Sekretärin oder seinem Sekretär, „Könnten Sie mich bitte mit Herrn Pimpelmoser verbinden?“ Warum sagst du nicht: „Verbinden Sie mich bitte mit Herrn Dr. Pimpelmoser“ und am Ende des Satzes mit der Stimme nach unten gehen und nicht nach oben, weil nach oben ist eine Frage und nach unten ist ein Befehl, eine ganz einfache Aussage. Also was macht da Sprache mit uns? Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein. Das ist jetzt gut 25 Jahre her, glaube ich: Da gab es einen BMW Dreier als M-Modell. Die Kiste hatte damals 325 PS und ich habe gedacht: „Das wär doch was.“ Und ich konnte mir das damals leisten, weil die Geschäfte sind sehr gut gelaufen und ich wollte unbedingt ein Cabrio haben. Und dann bin ich da bei uns für den örtlichen BMW-Händler gegangen, wie immer in Jeans und Hemd mit meinem roten Saab, den ich damals gefahren bin. Großes Auto, nichts Besonderes, ein Individualisten Auto, aber halt in Jeans und Turnschuhen und Hemd. Da bin ich da reingegangen und der BMW-Verkäufer hat mich schon von oben nach unten gemustert und dann ist er ganz langsam auf mich zugekommen: „Kann ich etwas für sie tun?“ Und dieses Auto stand da in der Ausstellungshalle mittendrin. Da sagte ich: „Ich interessiere mich hier für diesen Dreher als M-Modell.“ Der Mann geht einen Schritt zurück, guckt mich so von oben bis unten an und sagt: „Der ist aber ganz schön teuer.“ Und dann habe ich mich so geärgert, habe ich dann gesagt: „Oh, dann kann ich mir nicht leisten.“ Hab mich ins Auto gesetzt, bin nach Wiesbaden gefahren, hab mir einen Porsche gekauft. Überleg mal, was so ein kleiner Satz mit uns macht. Also das ist wirklich unfassbar. Und ich glaube, du hast so eine ähnliche Geschichte von einem gemeinsamen Bekannten von uns, der einen Staubsauger gekauft hat, oder?
Volker: Ja, korrekt, das ist von Guido Augustin. Es gibt auch einen Podcast von ihm, in dem er diese Geschichte erzählt und kommt auch in seinem Buch vor. Und zwar war er mit seiner Frau in einem Geschäft und hat einen Staubsauger gekauft. Alles gut gelaufen. Der Staubsauger war eingepackt. Sie waren an der Tür, um das Geschäft zu verlassen und dann gratuliert der Verkäufer zur Verabschiedung: „Herzlichen Glückwunsch zum Kauf des Teppich-Königs.“ Die beiden schauen sich an und geben das Gerät zurück, denn sie haben gar keine Teppiche.
Thomas: Das ist genauso. Spannenderweise kann man das im Marketing genau umdrehen. Also wir haben einen Staubsauger, da steht drauf „Animal“, also Tier. Der ist angeblich besonders geeignet für Tiere. Ich behaupte jetzt einfach mal, ohne dem Hersteller zu nahe treten zu wollen, es ist ein ganz normaler guter Staubsauger. Es ist wirklich ein guter Staubsauger, aber ich glaube nicht, dass ein anderer ähnlich guter Staubsauger jetzt besser oder weniger gut die Tierhaare entfernt. Aber es steht eben drauf. Der ist speziell für Tiere geeignet. Und natürlich, da meine Frau mehrfach am Tag saugt, weil wir zwei Hunde haben. Du weißt es, bei dem Wetter jetzt von Winter auf Sommer, von Frühjahr auf Sommer, von Herbst auf usw., eigentlich haaren sie nur einmal im Jahr, nämlich ständig. Dann bist du ständig am saugen. Wir haben auch keine Teppiche, wir haben auch Parkett. Aber dieser Staubsauger durfte es dann sein, weil es ist genau das Gegenteil passiert. Der ist besonders geeignet für Tiere. Jetzt ist die Frage: Wenn du jetzt keine Tiere hast, hättest du jetzt diesen Staubsauger gekauft? Und der Punkt bei deiner Story ist, glaube ich, ein etwas anderer, nämlich der Kaufprozess war ja schon abgeschlossen. Ja, und dann zu sagen: „Viel Vergnügen mit dem…“ und dann das Setting reinzubringen, nämlich der Teppich-König, das ist so ein bisschen fahrlässig, hätte ich gesagt. Das muss man sich dann verkneifen.
Volker: Na ja, also diese Aussage „der Teppich-König“, die ist schon gut, aber die gehört natürlich viel früher in das Gespräch, die gehört noch in das Verkaufsgespräch.
Thomas: Ganz genau. Das ist die Reihenfolge. Also den Staubsauger als Teppich-König zu positionieren, finde ich erst mal gut, aber nicht im Nachhinein, weil der Prozess schon stattgefunden hat. „Viel Vergnügen mit dem Teppich-König“ und die gucken sich an und sagen: „Wir haben gar keinen Teppich“.
Volker: Ich mag noch einmal einen Bogen schlagen zu dem Kommunikations-Thema. Das erlebe ich sehr oft, wenn ein Unternehmer zum Beispiel einen O-Ton geben muss. Oder jeden Tag reicht der Blick in die Schlagzeilen. Da lese ich dann zum Beispiel: „Ich bin doch kein Krimineller.“
Thomas: „Ich sage mal ganz ehrlich“, wäre dann die passende Antwort, wo ich denke: „Okay, was hat er dann die ganze Zeit gesagt? War das nicht ehrlich?“ Also das ist dieser Echoeffekt, von dem wir in der vorherigen Folge schon mal gesprochen haben: „Ich bin doch kein Krimineller, Krimineller, Krimineller, Krimineller“ Das Wichtigste ist, sich das bewusst zu machen, einen kleinen Moment innezuhalten und was ich dann mache, ich schreibe mir das dann auf. Ich habe in meinem, manche sagen per Kugelschreiber aufschreiben, ich notiere das dann tatsächlich in meinem digitalen Equipment. Aber ich habe da eine Rubrik bei Evernote, einen Bereich, wo ich mir sowas aufschreibe und einfach dadurch, dass ich mich noch mal damit beschäftige und auch das noch mal aufschreibe, wird es im Laufe der Zeit weniger. Das ist einfach eine Trainings-Aufgabe. Das ist nicht wie Mathematik, wo der Groschen fällt, und ich habe es dann verstanden und tue es nie wieder, sondern es ist eine Aufgabe. Kommt immer wieder. Und natürlich rutschen mir auch so Dinge raus: „Ich sage mal so“ oder „ehrlich gesagt“ oder solche Dinge, aber ich merke es dann zum Glück, nicht jedes Mal, aber sehr oft, und ich mache mir das bewusst: „Okay. Du wolltest doch nicht immer sagen Schreib es nochmal auf, bitte nicht.“ Also wie früher an der Schule, „du sollst nicht dies“. Aufschreiben hilft. Ob wir das jetzt mit diesem Bild verbinden wollen, weiß ich nicht. Ziele aufschreiben, Dinge aufschreiben und diese bewusst machen, das hilft schon.
Volker: Ziele und aufschreiben. Tolle Stichworte, da machen wir demnächst auch mal eine Folge, weil ich glaube, dass ist auch etwas, was man nicht oft genug erwähnen kann, wie wichtig es ist, sich Ziele zu setzen und diese tatsächlich dann auch schriftlich zu fixieren.
Thomas: Ja genau, habe ich gerade aufgeschrieben, weil du hast Recht. Zu dem Thema Ziele, da habe ich auch so viele eigene Erfahrungen, viele Storys, die man da sagen kann. Manchmal sind sie gut, manchmal sind sie schädlich. Es wird eine spannende Folge, bald zu schauen, dann eben auch aufzuschreiben, zum Beispiel auch: Welche Alternativen gibt es denn? Also wenn ich sage, wie der BMW-Verkäufer, „der ist aber teuer“. Ich meine, da hat es noch ganz anders gemeint. Der wollte mir sagen: „Du kannst das eh nicht leisten.“ Aber angenommen, er hätte jetzt das gar nicht so gemeint und er hätte aus Versehen gesagt „Ja, der ist…“ Aber was hätte er sagen können? Der ist sehr hochwertig, der ist sehr wertvoll. Das hätte er sagen können. Oder wenn er sagt „Das ist gar nicht teuer.“ Er hätte auch sagen können: „Er ist preiswert“, weil wieder gar nicht teuer, teuer, teuer, teuer. Also wie der Echo Effekt. Das fängt schon damit an, dass ich nicht nur das Attribut nehme, sondern wirklich das Verb sozusagen „der kostet“. Das könnte ich ersetzen mit „Das bekommen Sie. Sie investieren für dieses Produkt so viel.“ Und wenn wir sagen: „Das ist billig“, warum sagen wir nicht: „Das es preiswert oder wertvoll oder günstig?“ Das sind so Dinge, die wir uns im Alltag, die uns so durchrutschen, die etwas mit uns machen. Ja, wenn unsere Folge dazu beiträgt, dass es da ein wenig mehr Aufmerksamkeit gibt und mehr Achtsamkeit und das gesprochene Wort wieder mehr Wertigkeit bekommt, dann haben wir schon viel erreicht. Und ich kann nur sagen „Bleiben Sie mutig.“