Marketing 4.0 – was ist das? Brauche ich das?
- Episode 17
- 24:50 Minuten
- Thomas Göller, Volker Pietzsch
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Inhalt der Episode
Marketing, Werbung und auch der alte Begriff Reklame – was sind die Unterschiede und wo kann man die Grenzen ziehen? Wird im Radio nur Werbung gemacht oder vielleicht doch auch Reklame? Beim Werben geht es um den Empfänger der Botschaft, während die Reklame auf uns bzw. auf das Produkt bezogen ist. Doch was ist, wenn die beste Freundin einem etwas sagt? Thomas Göller erzählt eine Metapher, an der die Unterschiede sehr deutlich werden.
Reklame wird zudem recht negativ gesehen, aber trotzdem ist es in einigen Fällen sinnvoll, dass sie trotzdem betrieben wird. Doch welche sind das? Und was bedeutet die Nummerierung beim Marketing? Während sich Marketing 1.0 noch auf die Reklame bezieht, Marketing 2.0 die Werbung thematisiert und es bei Marketing 3.0 um neue Innovationen und Interaktion geht, sieht es bei Marketing 4.0 schon ganz anders aus. Darauf liegt der Schwerpunkt dieser Episode.
Bei Marketing 4.0 stellt sich die Frage, was der Kunde denn wirklich braucht. Produkte werden nicht mehr nur verbessert, sondern sie werden völlig anders aufgezogen. U.a. Facebook und Google helfen mit ihrem Algorithmus dabei, die richtige Zielgruppe zu finden und auch die künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. Wie kann Marketing 4.0 von Einzelunternehmern eingesetzt werden und wie kommt er an diese Techniken?
Und um zusätzlich noch zu erfahren, was nun in Bezug auf Marketing auch noch die Begriffe „Red Ocean“ und „Blue Ocean“ bedeuten, hören Sie sich doch einfach den Podcast an.
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Transkript zu dieser Episode
Volker: So, lass uns heute mal über das große Thema Marketing, Werbung und auch den alten Begriff Reklame sprechen. Jetzt weißt du ja, ich bin Mitinhaber eines Radiosenders. Was machen wir da? Wir machen da Werbung, oder?
Thomas: Ja, das ist eine spannende Frage, weil das kann man so gar nicht sagen. Ihr macht Werbung, ihr macht Reklame. Die Frage ist, was ist der Unterschied? Also ich wette, dass ihr Spots habt, um das mal so auszudrücken, die machen Reklame und es gibt Spots, die machen Werbung. Und ich glaube, so haben das auch ganz wenig Leute erst auseinandergenommen, was das eigentlich alles bedeutet. Und ich erzähle vielleicht mal eine kleine Metapher, so eine Geschichte, wo man sich das sehr deutlich machen kann: Also stell dir vor, in unserer Jugend Sturm und Drangzeit wollten wir in ein tolles Mädel erobern, sozusagen. Und du, Volker, gehst zu dem tollen Mädel und sagst: „Ich bin ein toller Typ“. Dann ist das Reklame, weil du beziehst die Botschaft auf dich. Das heißt, du beschreibst das Produkt. Das ist Reklame. Ich führe es gleich noch ein bisschen näher aus, aber wir machen erst mal die Unterschiede. Wenn du zu dem Mädel gehst und sagst: „Du bist ein toller Typ“, dann ist das Werbung, was beim Werben um Menschen ja sehr, sehr eindeutig ist. Du wirst ja um sie. Und wenn wir um jemanden werben, geht es nicht mehr um uns, sondern es geht um den Empfänger der Botschaft. Das ist schon mal der große Unterschied. Also Reklame ist auf uns bezogen, auf ich bezogen, auf das Produkt bezogen. Und Werbung ist auf den Kunden bezogen auf dem, der die Botschaft empfängt. Also du gehst hin: „Ich bin toller Typ“ – Reklame, du gehst hin: „Du bist ein toller Typ“ – Werbung. Jetzt geht die beste Freundin der jungen Dame hin und sagt: „Du, der Volker, das ist ein toller Typ, dann nennt man das „Public Relation“. Also jemand anders erzählt was über den und das sind die Relation, also praktisch die Beziehung untereinander. Und weil die beste Freundin, die ist halt die beste Freundin, die sagt: „Er ist ein toller Typ“, dann muss da halt was dran sein.
Volker: Das ist übrigens der Grund, warum auch viele versuchen, zum Beispiel ihr Produkt, ihre Dienstleistung in den redaktionellen Teil eines Mediums zu bekommen.
Thomas: Genau. Ja, genau so. Und wenn du jetzt die beste Freundin der jungen Dame gebeten hast, das zu sagen, dann ist das Marketing. Mal so ganz grob und pauschal und alle, die Marketing und so einen Kram studiert haben, werden sich wahrscheinlich die Haare raufen. Aber für uns ist das, glaube ich, ein ganz schönes Bild, dass man das mal auseinanderhält. Und dazu ist eben mal diese Unterscheidung wirklich wichtig. Und witzigerweise wir haben ja oft diesen Fall, dass gerade das Wort Reklame relativ negativ gesehen wird. Kennst du das?
Volker: Ja, das ist tatsächlich so. Da ist so ein Etikett drauf und man versucht das zu vermeiden. Genau.
Thomas: Ja, und es ist gar nicht gerecht, weil es gibt Fälle, da ist Reklame sinnvoll, auch heute noch. Also es hat so im Volksmund so ein bisschen den Touch altmodisch und früher und so und nicht mehr „state of the art“. Und oftmals stimmt das auch, aber eben nicht immer. Also Beispiel, wenn wir sagen, zu einer Zeit, wo gerade mal Waschmaschinen erfunden wurden, da konntest du nicht sagen: „Willst du weiße Wäsche haben“ oder „weiße Wäsche ist hygienisch“ oder so ein Kram, sondern da musstest du erklären, dass es ein Waschpulver gibt, nämlich Persil zum Beispiel. Und wahrscheinlich, weil wir jetzt im öffentlich-rechtlichen wären, muss man sagen, es gibt auch noch andere Waschmittel außer Persil. Es gibt dieses Persil, dieses Waschmittel. Und du musst dann sagen Was machst du denn damit? Du machst also ein Pulver rein und das löst sich dann auf und dann wird die Wäsche viel, viel sauberer. Und du beschreibst das Produkt, weil es keiner kennt. Also für neue Produkte macht es durchaus Sinn, auch nochmal über Reklame nachzudenken. Und dann kommen wir vielleicht mal zu so einem Begriff, der heißt Ja, wir nennen das Du kennst es vielleicht Web 1.0, Web 2.0, Web 3.0, Web 4.0 oder Industrie 1.0. Niemand sagt 1.0, weil da die Reihenfolge noch nicht da war. Aber momentan reden alle von Industrie 4.0. Was heißt das eigentlich? Und wir stellen fest, dass das in allen Bereichen gibt es diese Nummerierung und es gibt eben auch im Marketing und Marketing 1.0 war eben Reklame oder ist Reklame, ist Produkt bezogen und bezieht sich auf einen Markt, wo es eine hohe Nachfrage gibt. Also das heißt, alle wollen das haben und dann musst du erklären, was dein Produkt ist. Und ich bin der Beste und dann ist das durchaus auch heute noch okay. Also Marketing 1.0 ist Reklame.
Volker: Und das ist meistens dann im Bereich, da gibt es auch viele Anbieter und dieses Produkt wird meistens auch oft gebraucht.
Thomas: Es gibt nicht viele Anbieter. Wir reden von einem Nachfrage Markt. Das heißt, es gibt eben noch nicht viele Anbieter, sondern es gibt eine hohe Nachfrage. In dem Bereich, wo es viele Anbieter gibt, da sind wir schon beim Marketing 2.0. Das ist dann Werbung. Das ist dann eben nicht produktbezogen, sondern nutzenbezogen. Und das wird halt verwendet in gesättigten Märkten. Viele kennen vielleicht den Begriff von dem von dem „Red Ocean“, also für Reklame ist ein „Blue Ocean“ oftmals sinnvoll, Werbung 2.0, also Marketing 2.0 ist einem „Red Ocean“ sinnvoll. „Red Ocean“ – „Blue Ocean“ der „Red Ocean“ ist deswegen rot, weil so viele Haie dort sind und sich die Beute teilen und dann zerreißen sozusagen. Und die Frage ist halt: Will man in so einem „Red Ocean“ oder findet man einen „Blue Ocean“? Übrigens diese Dinge sind jetzt nur der Übersicht halber so klar getrennt. Es gibt auch immer Kombinationen davon. Insoweit ist das klar. Aber was ist denn Marketing 3.0? Hier geht es um neue Märkte, um Innovationen. Du kennst dieses Modell der disruptiven Geschichten. Da sind wir noch nicht ganz, sondern es geht wirklich um dieses „Der Neue Markt“. Kannst du das so? Der Neue Markt war noch nicht wirklich disruptiv. Richtig? Das war einfach ein neuer Markt. Aber disruptiv war es nicht. Es waren sozusagen der Neue Markt war: Du hast dein Audio nicht mehr mit einem Tonband aufgenommen, sondern mit einem digitalen Recorder. Aber das ist noch nicht wirklich disruptiv, weil das immer noch aufgenommen. Bei Marketing 3.0 geht es um Interaktion. Also im Radio würdet ihr sagen den Rückkanal. Da geht es darum, die Intelligenz der Crowd, also der Menschen, die das benutzen, dieses verwenden, die zu nutzen. Damit ist Amazon groß geworden. Deswegen Neuer Markt: Amazon. Das erste, was Amazon gemacht haben, war: Menschen, die das gekauft haben, haben auch das gekauft. Und du guckst da drauf. Und Menschen, die das gekauft haben, haben das so und so bewertet und du guckst darauf. Also dieser Rückkanal, das ist Interaktion und das ist Marketing 3.0. Und mal ganz offen gestanden, ich kenne viele, viele Shops und viele Dienstleister. Die sind noch beim Marketing 1.0 und schnuppern gerade so ein bisschen in 2.0 rein. Den sage ich dann: „Du, der wichtigste Mensch ist ein Kunde und nicht du und vor allen Dingen, der wichtigste Mensch, nämlich dein Kunde, interessiert sich auch nur für sich selbst. Der ist genauso egoistisch wie du.“ Das heißt, wenn du dann sagst: „Ich bin toll, ich bin der Schönste, der Größte und kann am weitesten springen“, dann sagt er: „Ja, und was habe ich davon?“ Und deswegen funktioniert modernes Marketing, moderne Werbung eben so, dass man sagt: Was hast du davon? Was ist der Nutzen? Also Marketing 3.0 und da wird interagiert, es werden Bewertungen gemacht und es werden neue Märkte erschlossen. Und jetzt kommen wir zu den Marketing 4.0. Da geht es um Kundenbedürfnisse, also wo wirklich auch gefragt wird: Was braucht denn der Kunde wirklich? Also nicht im Sinne brauchst du einen besseren Recorder. Nicht mehr analog, sondern digital, sondern was machst du da eigentlich? Also du willst keine Ahnung. Tondokumente speichern, abrufen. Willst du sie wirklich speichern? Nee, du willst du aufnehmen und jederzeit abrufen können? Also da werden ganz andere Fragen gestellt, um da die Tür aufzumachen. Und da geht es darum. Da sind so paar Begriffe, die ich dann nennen mag, so Big Data, also viele Datenmengen, künstliche Intelligenz, Maschine Learning, das sind da solche Dinge. Und da reden wir dann tatsächlich über disruptive Märkte, also völlig veränderte Dinge, weil wir die Themen ganz anders angehen, weil wir nicht mehr Produkte verbessern und damit in neue Märkte reingehen, sondern weil wir das Produkt „Denken“ völlig anders aufziehen.
Volker: Jetzt machen wir das ja hier vor allem für Know-how Unternehmer. Und ich glaube, da finden sich, wie du es richtig eingeordnet hast, viele tatsächlich noch in ganz anderen Marketingstufen. Jetzt wäre meine Frage: Marketing 4.0 für den Einzelunternehmer – wie kann er es einsetzen? Wo kann er es einsetzen? Wie kommt er dran an diese Techniken? Das ist eine Menge Fragen.
Thomas: Ja, eigentlich ist das sogar relativ einfach zu beantworten. Also in dem Moment, wo du zum Beispiel sogenannte ADDS schaltest, also im Marketing machst, was messbar ist, zum Beispiel über Google oder über Facebook, bist du Nutzer dieser künstlichen Intelligenz und Big Data, weil du musst Facebook und man kann jetzt darüber diskutieren und lass uns da vielleicht an der Stelle noch keine politische Diskussion draus machen. Und ich finde es immer so spannend, dass viele Menschen sagen Ja, Facebook und Google, die machen uns gläsern und so weiter. Wenn du plötzlich auf der anderen Seite bist, nämlich auf der Seite, wo du sagst: „Ich möchte gerne Werbung machen und ich möchte die Leute nicht nerven und langweilen, sondern ich möchte denen meine Werbung zeigen, den Menschen, die sich dafür interessieren. Und zwar nur denen.“ Dann finden wir plötzlich Google und Facebook und Co. ganz toll. Und genauso ist es auch. Ja, man muss immer gucken, mit welcher Ethik geht man daran, wie beeinflussend geht man daran? Man kann da auch eine politische Diskussion draus machen. Wir haben ja die ganzen Themen gehabt, das kennst du. Was Facebook da mit Wahlen zu tun hat und und und. Müssen wir jetzt hier nicht ausbreiten. Aber wenn man da mit einer vernünftigen Ethik dran geht und sagt Schau mal, ich gebe dem System die Möglichkeit zu lernen. Also Beispiel Du machst eine Facebook Anzeige und bietest Facebook die Möglichkeit zu sagen: „Pass mal auf, ich möchte gerne eine Interaktion haben mit meinem Kunden, und zwar soll der ein Produkt kaufen, meinetwegen oder einen Termin buchen irgendwas.“ Das heißt, die Werbung, die Marketingaktion war dann erfolgreich, wenn der auf diesen Button geklickt hat oder auf dieser Seite gelandet ist oder das gekauft hat oder den Termin gebucht hat. Dann waren die Marketingaktionen erfolgreich. Und dann gibt es kleine technische Schnipsel, sozusagen Codes, die du auf deine Seite implementieren kannst. Da muss man gar nicht viel Wissen dazu, sondern das stellt eben Stellen die Systeme zur Verfügung. Und dann weißt du: Okay, also du bist jetzt auf einer Landing Page zum Beispiel. Und du sagst Facebook: Wenn die Customer Journey so läuft, dass der auf einer Danke Seite landet, der landet nur auf der Seite, wenn du das gekauft hat. Sonst kommt er nicht auf die dunkle Seite. Logisch. Also wenn der gleiche, der die Werbung gesehen hat auf der Tanke Seite landet, dann weißt du, der hat gekauft und dann weiß Facebook ok, ich habe die Werbung an den richtigen Menschen ausgespielt. Und dann lernt der Algorithmus ah okay. Also jemand der die und die Eigenschaften hat und dem die Optionen statistisch persönlich, alle möglichen Dinge werden da reingebracht. Das können wir mit unserem kleinen Verstand gar nicht mehr alles regeln. Da braucht es künstliche Intelligenz dazu und es gibt diese Systeme, und zwar zuhauf. Das sind jetzt nur die beiden bekanntesten Facebook, Google, LinkedIn und so weiter. Da wird es genutzt, da sehen wir es jeden Tag. Aber es gibt ganz viele andere Systeme. Du bist auf einer Website drauf und da gibt es ein System, wo das System lernt. Die Fragen wird immer wieder gestellt. Da gibt es jetzt die Antwort dazu. Und bevor ein Mensch interagiert, gibt es eine Antwort, die eine hohe Wahrscheinlichkeit hat. Und wenn dann die Antwort zufriedenstellt im Support, dann ist es gut. Und wenn nicht, kommt eben ein Mensch dazu. Und wer sich mal das Vergnügen machen will eine der letzten, es gibt jedes Jahr ein großes Google Meeting, wo Google die neuesten Erkenntnisse zeigt und in die Zukunft schaut. Und es ist jetzt schon bestimmt drei Jahre her, da hat Google eine Maschine, sozusagen eine künstliche Intelligenz beim Friseur anrufen lassen und hat einen Termin ausmachen lassen. Und dieses Gespräch ist aufgezeichnet worden. Jetzt kann man sich wieder über Ethik unterhalten. Ist das okay oder nicht? Die haben jedenfalls nicht gesagt, dass es eine Maschine ist, die telefoniert und niemand hat es gemerkt. Und das Spannende ist: Der Google Algorithmus hat also mit einer Dame gesprochen, die den Termin vereinbart hat, die sehr schlecht zu verstehen war und hat so intelligent nachgefragt, dass das niemand gemerkt hat. Wie gesagt, es gibt diese ganzen Dinge. Wir müssen das nicht selber aufbauen. Wir müssen das gar nicht wirklich im Detail machen. Wir müssen einfach gucken, welche Tools gibt es, die so was lösen. Ich sage mal ein anderes Beispiel Wir nutzen hier im Haus Klick Tipp als E-Mail-Marketing Programm und die haben jetzt rausgefunden, dass es sehr viele doppelte E-Mail-Adressen gibt, wo die E-Mail-Adressen nicht doppelt sind, sondern die sind schon unterschiedlich, die aber einer einzigen Person gehören. Das kennst du bestimmt auch. Du kriegst bestimmt E-Mails, gleiche E-Mails auf den Account, den du hast. Du hast ja auch mehrere E-Mail Accounts und die identische E-Mail dorthin. Und die haben jetzt eine Intelligenz gebaut. Eigentlich ist Maschine Learning noch nicht wirklich künstliche Intelligenz, sondern der Unterschied ist, dass eben einfach eine große Datenmenge vorhanden ist und da daraus ein Algorithmus entwickelt wird. Künstliche Intelligenz ist da noch eine Stufe drüber und die haben so ein System entwickelt und die finden mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit heraus, dass deine eine E-Mail-Adresse von Antenne Mainz und eine andere E-Mail-Adresse von deiner anderen Firma 0 700 Sprecher, dass da dieselben Menschen hinter stehen, obwohl da gar nicht dein Name drin vorkommt. Und wo wird die Adresse verwendet? Wo findet man die noch oder öffentlich zugänglich? Also gar nicht irgendwie geheimdienstmäßig, sondern ganz normal kann jeder googlen, aber aufgrund der großen Anzahl der Daten findet man das. Und da so ein bisschen hingucken und diese Themen nutzen, das geht eben auch, wenn man ein Know-how Unternehmer, ein Solo Unternehmer ist und sich dort öffnet einfach.
Volker: Naja und ich glaube diese ganzen Techniken, die da kommen, werden ja eingesetzt. Und tatsächlich ist es sinnvoll sich mit vielen Dingen zu beschäftigen und sie dann auch für seine Zwecke, wenn es ethisch in Ordnung ist, entsprechend einzusetzen.
Thomas: Ja und was sind so disruptive Märkte? Also wenn wir mal gucken, ist so ein Geschäftsmodell disruptiv. Wenn du siehst, wie viel Buchungen, Hotelbuchungen, Übernachtungen, Buchungen zum Beispiel Hilton hat als Hotelkette oder andere große Ketten. Und wenn du dann siehst, was Airbnb macht, also wie viel Millionen Übernachtungen die machen. Uns sind, glaube ich, irgendwie 40 Leute im Silicon Valley, die da sitzen. Und wie viel Angestellte hat Hilton? Dann ist das eben so ein destruktiver Markt. Und was ist eben kein destruktiver Markt, das muss man sich eben auch mal betrachten. Früher gab es halt oder gibt es ja heute immer noch die Taxis in großen Städten, in vielen Städten. Und die Taxifahrer und die Taxifahrer sagen: „Ja, das ist alles disruptiv. Uber kommt.“ Nee, das ist nicht disruptiv, das ist neuer Markt, Ubers neuer Markt. Es ist noch nicht disruptiv. Disruptiv ist, dass Uber dann an dem selbstfahrenden Auto mitforscht. Das ist gar keine Fahrer mehr gibt, das ist disruptiv.
Volker: Genau, weil der Fahrer verschwindet dann aus dem Markt. Das wird günstig wie nie, weil die Personalkosten sind das, was in diesem Bereich die Kosten treiben, tatsächlich.
Thomas: Ja, und das ist deswegen: Uber, es ärgert die Taxifahrer auch, aber das ist wie gesagt noch nicht disruptiv. Es ist auch ärgerlich, aber
Volker: Wobei ich sage, die Situation ist ja so, wenn wir jetzt Uber als Beispiel nehmen, kann ich ja in allen Bereichen treffen. Ich bin mir aber sicher, es gibt auch, wenn wir jetzt das Beispiel ausschmücken, in dem Transport Markt wird es immer irgendeine Möglichkeit geben, wo ein Mensch irgendetwas macht und dann wird diese Dienstleistung halt besonders. Mir fällt jetzt hier im Raum Mainz, als es noch Veranstaltungen gab und die hoffentlich irgendwann wiederkommen, gab es zum Beispiel das Disco Taxi, das halt einfach freitags und samstags komplett ausgebucht war.
Thomas: Absolut. Ja, und das ist einfach so ein bisschen anders. Mal hinschauen und mal auf diese Geschichten gucken. In was für einem Markt bewege ich mich eigentlich? Und deswegen habe ich gesagt, es ist nicht zwingend erforderlich, Marketing 4.0 zu machen. Es kann auch eine gesunde Mischung sein, dass ich sage, ich habe hier ein ganz neues Produkt. Wenn das noch niemand kennt, sollte ich das vielleicht in dem Spot auch mal erklären. Aber vielleicht sollte ich das kombinieren damit und damit anfangen, okay, ich beschreib mal den Nutzen. Also du willst das und das erreichen? Klasse, hier habe ich ein Produkt, das macht das und dies. Das wäre dann Marketing 2.0 und 1.0 kombiniert. Bei einem neuen Produkt hast du noch keine Bewertungen, wenn sozusagen die Early Adopter durchgegangen sind, also die ersten 12 Prozent der insgesamt über die Lebenszeit betrachteten Käufer. Wenn du da hingegangen bist und dann kriegst du Bewertungen und Kundenstimmen und machen ja viele schon. Das kann man eben auch automatisieren. Und dann bist du bei der Interaktion. Und wenn du das dann postest auf Facebook und kriegst dort Feedback mit Likes. Und ich habe heute eine Klientin von mir, die wir auch beide kennen, die hat ein Video gemacht, die Dr. Freund, wenn das einer nachgucken will: doktorfreund.de. Die hat ein Video gemacht, da ging es um das Thema Impfen und darf man Kinder zwingen, geimpft zu werden und so weiter. Ein kleines Video, eine Minute lang, über 100000 Views innerhalb kürzester Zeit, innerhalb von Minuten und über 10000 Likes. Natürlich kann man das Video auch verwenden und das ist das, was ich meine. Und wenn man das dann kombiniert und sagt, ich habe hier einen Anbieter, der, zum Beispiel YouTube ist so ein Anbieter, gehört der zu Google Alphabet, wo man die Dinge dann intelligent kombiniert, dann ist man schon so weit und man muss da keine eigene Infrastruktur, keine Serverfarmen aufbauen und so, das gibt es alles schon. Und vielleicht so zum Schluss mal ein konkretes Beispiel, wie das früher funktioniert hat und wie das heute funktionieren könnte am Beispiel von Google. Ist das okay für dich? Also wenn wir früher als Google aufkam, es gab ja vor Google andere Suchmaschinen, vielleicht kennt das noch der eine oder andere. In Deutschland gab es MetaGer, Meta Germany, mal eine Meta Suchmaschine, die hat alle möglichen Suchmaschinen durchsucht. Also Yahoo zum Beispiel war so eine bekannte Suchmaschine und viele andere, Altavista kennt heute noch kaum noch jemand. Und zu dieser Zeit gab es Google noch gar nicht. Und als Google rauskam, waren die schon ziemlich gut. Aber da hat man noch mit Text arbeiten müssen, also mit Schlagworten, weil die Systeme und die Rechenleistung auch der Datenleitungen gar nicht ausreichten, um diese Datenmengen überhaupt alle zu lesen. Die ganzen Webseiten, die es damals schon gab, alle zu lesen. Also hat Google einfach nur die gesagt: „Guck mal, du kannst auf deiner Webseite Text hinterlegen, also Schlagworte und wir lesen nur die Schlagworte und machen dann Index davon.“ Du musst dir das so vorstellen, wie wenn du ein Buch hast, ein 500 Seiten dickes Buch, da gibt es hinten einen Index und dann suchst du zum Beispiel nach einem bestimmten Schlagwort. Und dann steht da: „Dieses Schlagwort kommt vor auf Seite 20, auf Seite 480 und auf Seite 529.“ Und genauso hat es am Anfang Google auch gemacht. Das bedeutet, wenn du also eine Pizzeria hast und dann musstest du, um gefunden zu werden, bei Google in deine Website, in den sogenannten Header einen Tag reinmachen, zum Beispiel Pizzeria. Damals haben die Leute noch nicht so weit gedacht, weil du das nicht verstanden haben. Wenn sie da eingegeben hätten Hunger, wär das auch cool gewesen. Weil aber niemand ist drauf gekommen da einzugeben. Ich hab Hunger, sondern jeder hat nur noch Pizzeria gesucht. Dann hast du Suchergebnisse bekommen, aber du hast dann Suchergebnisse bekommen von den Webseiten, die im Text Pizzeria stehen hatten. Und es kann eben auch eine Pizzeria aus München oder aus Hamburg gewesen sein, wo du sagst Ja, es gibt eine Pizzeria in Hamburg, das ist schön, aber ich sitze hier in Mainz oder in Bischofsheim oder in Ingelheim, wo auch immer. Was nützt mir die in München oder in Hamburg? Also das ist Marketing 1.0. Das heißt, es ist das Produkt wird beschrieben aufgrund der Text und ich suche nach genau diesen Texten kriegt genau, guck mal hier, da such dir raus, was du brauchst. Das ist Marketing 1.0 gewesen. So, und mittlerweile, das ist dann sehr viel besser geworden, gibt es eben die Möglichkeit zu sagen Ich, du suchst nach einer Pizzeria. Und okay, da gibt es eben, sagt Google: „Okay, wo bist du denn, in welchem Ort bist du denn?“ Manchmal musstest du es eingeben, später nicht mehr und dann kriegst du die Pizzerien angezeigt, die in deiner Umgebung sind. Das ist schon mal ein bisschen besser. Und dann siehst du auch erste kurze Texte. Also früher waren die Texte viel, viel kürzer, da hast du nur den Link gesehen. Also Google 1.0 hat nur die Links angezeigt. Bei Google 2.0, Marketing 2.0 hast du zu dem Link auch noch einen zweiteiligen Text gesehen. Also Werbung, wo drin stand „bei uns schmeckt es richtig gut“ oder „bei uns kocht die Mutter“ oder so was. Irgendeinen coolen Text, wo du sagst „Ach, guck mal da. Das hört sich ja spannend an, da gehe ich hin.“ Das war dann schon Marketing 2.0. Und wie gesagt, an der Hürde scheitern noch heute viele. Das ist so ein vernünftiger Text. Da machen der nur zwei Zeilen lang ist, ja 150 Zeichen. Man muss es eben auch können, so Marketing 3.0. Da geht es dann tatsächlich habe ich ja gesagt, um die Interaktion. Du gibst wieder ein „Pizzeria“, du siehst wieder Google, weiß genau, wo du bist. Du kriegst also die Pizzerien in deiner Umgebung angezeigt, und zwar in der Reihenfolge von denen, die eine optimale Bewertung haben und die oft frequentiert werden. Die Crowd Intelligenz sagt also da gehe ich gerne hin, das wird gut bewertet und zusätzlich hast du noch Marketing 2.0 auch noch. Das heißt, du hast eine gewisse Reihenfolge. Das macht wieder der Algorithmus schon. Also das ist schon künstliche Intelligenz. Aber du hast immer noch diese Werbung, wo du dann liest Okay, die ersten drei sind alle drei gut bewertet, aber du gehst dahin, wo die Italiener Mama kocht. Zum Beispiel, weil du denkst Och, das hört sich doch irgendwie emotional liebevoll an. Da gehe ich hin. Und die anderen sagen, hier wird darauf geachtet, dass wir vegan und vegetarisch kochen, dann geht’s halt dahin. Der nächste Punkt mag ich in 4.0. Deswegen reden wir von disruptiven Marken bei Marketing 4.0, Marketing 4.0, Google zu gar nichts mehr. Sondern dein Smartphone meldet sich und sagt: „Volker, dein Insulinspiegel meldet sich gerade, du solltest mal wieder was essen. Eine fettige Bratwurst hattest du heute schon. Deswegen empfehle ich dir aufgrund deiner Blutwerte, die ich gerade gemessen habe, einen Salat mit ein paar Körnern drin. Wir empfehlen dir eine Pizzeria, die hier in der Nähe ist. Übrigens, da sitzen auch zwei Leute, die du gut kennst. Freunde von dir. Soll ich dir einen Tisch reservieren? Soll ich dir den Salat schon bestellen? Und soll ich die zwei Freunde von dir bitten, dass sie auf dich warten?“ Das ist Marketing 4.0.
Volker: Ich bin gerade sprachlos.
Thomas: Das darf man, glaube ich, an der Stelle auch sein. Und man muss es auch nicht auf Anhieb gut finden. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es kommt.
Volker: Ich glaube, es ist schon da. Die Systeme können es schon. Es ist ja stellenweise schon da. Wir haben ja ganz oft die Situation, dass du unterwegs bist und wenn du dann von irgendwelchen Applikationen, die Push-up Funktion hast, dann kriegst du ja schon Dinge, die zum Teil erschreckend sind.
Thomas: Ja, und wenn du so eine Smartwatch hast, also eine I Watch oder wie auch immer, ja, das dauert nicht mehr lange. Die nächste soll wahrscheinlich schon Insulin messen können. Blutdruck und Sauerstoffgehalt können Sie heute schon messen. Also die Systeme können es schon. Manche sind noch nicht ganz marktreif, aber das ist wir reden hier nicht über eine große Zukunftsvision. Also die Technik ist bereits vorhanden und wird auch schon genutzt. Also das ist jetzt vielleicht erschreckend für den einen oder anderen. Macht einem auch tatsächlich sprachlos an einer Stelle. Aber es ist, wir reden hier nicht über eine Zukunft, die in zehn Jahren kommt, sondern das ist jetzt da.
Volker: Aber ich glaube, das und das ist ja das, was wir vielleicht hier auch mit dieser Folge erreichen wollen. Es lohnt sich trotzdem, darüber nachzudenken: Was kann ich damit machen? Für mein Business, macht es Sinn, Ist es sinnvoll, es einzusetzen und sich nicht davor verschließen, sondern erst mal überlegen: Kann ich es sinnvoll für mich verwenden?
Thomas: Ja, und mein ganz, ganz starker Appell ist eben zu gucken. Reklame klingt nur altmodisch, ist aber manchmal sinnvoll. Und Werbung, um jemanden zu werben und zu sagen „Du bist ein toller Typ“ im übertragenen Sinn. Also den Nutzen hervorzuheben, das macht heute auch noch Sinn. Das heißt, die Dinge intelligent zu kombinieren. Ich glaube, das ist eine ganz, ganz große Lösung in diesem Ocean, in dem wir uns alle dazu bewegen zu sagen Was ist wann sinnvoll, mit welchen Tools mache ich das? Und wirklich zu wissen, was ist mein Produkt, was kann das? Wer braucht es? Was ist der Nutzen davon? Was sagen andere dazu? Was ist ein neuer Markt? Und schaffe ich mir vielleicht einen disruptiven Markt? Schaffe ich mir selber einen destruktiven Markt? Das wäre dann ein „Blue Ocean“, wo noch kein Blut fließt, wo alles, wo die Menschen auf neue Lösungen warten. Aber wie gesagt, wichtig ist eben, dass alle vier Bereiche wichtig sind. Genau und Punkt. Also es war mir wie immer eine Freude, mit dir zu reden und diese doch tiefen Einblicke in die Marketing Welt zu geben und kann nur sagen: „Bleiben Sie mutig.“