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Von Orchestern und Unternehmern:

Thomas Göller spricht mit Jürgen Wulff über die Bedeutung der Selbstführung. Kann man sich selbst führen? Wie wichtig ist externes Feedback? Ein Muss für angehende Unternehmer und Führungskräfte!

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Inhalt der Episode

In dieser Episode des Unternehmer-Academy Podcast geht es weiter im Videointerview mit Thomas und Führungsexperte Jürgen Wulff.

Was Musik und vor allem das London Symphony Orchestra mit erfolgreich Führen zu tun hat, erfahren wir in dieser Folge. Eine Big Band oder ein Orchester aus hochkarätigen Einzelkünstlern liefern eine einprägende Metapher um die Wichtigkeit von “Führung” zu verdeutlichen.

Auch die Liebe kommt zur Sprache. Werte wie Wertschätzung, Nächstenliebe und Respekt sind ein äußerst entscheidender Faktor in der Rolle als Führungskraft!

Ein weiteres, sehr spannendes Thema, das Jürgen und Thomas diskutieren ist die “Selbstführung”. Kann man sich selbst coachen und führen? Ein sehr wichtiger Schlüssel um sich erfolgreich zu führen ist die Fremd- und Selbstwahrnehmung. Da sind sich die Herren einig. Auch beim Thema Feedback und die Meinung von Freunden und Bekannten einholen! Warum Sie das besser nicht tun sollten, erklären die Beiden in dieser Folge!

Profitieren Sie vom geballten Experten-Wissen und inspirierenden Beispielen aus der Praxis und hören dieses spannende Interview. Mit den umsetzbaren Methoden, Tipps und Tricks aus dieser Folge können auch Sie erfolgreich Führen! Wir wünschen dabei allseits: Bleiben Sie mutig!

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Natürlich findet dieses Gespräch ohne jede Berechnung und völlig unverbindlich statt.

Der Unternehmer-Academy Podcast | Volker & Thomas

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Transkript zu dieser Episode

Volker

Heute geht es weiter im Unternehmer Academy Podcast mit dem Gespräch zwischen Jürgen Wulff und Thomas Göller.

Thomas

Was ich so faszinierend finde, auch an deinem Thema. Ich höre gerne Musik und ich war früher Disjogging. Aber ich kann keine Noten lesen. Also bis dahin und dann weiter geht’s. Ich höre es halt gerne. Und dann ist da so ein großes, eine große Bigband oder ein tolles klassisches Orchester. Und das sind alles Solo Künstler. Jeder einzelne dieser Musiker ist ein grandios, gehören zur Weltspitze. Und ich frage mich dann als Laie Was macht denn der da vorne, der da rum tanzt? Für was ist der da? Weil die spielen doch schon alle gut. Das sind doch alles Perfektionisten. Das sind doch… Ja, wenn du irgend so ein klassisches Orchester hast, aus New York oder aus London oder so was, London Symphonic Orchester, hat schon den Namen. Wieso brauchen die einen, der da vorne vor stand? Der hat gar kein Instrument in der Hand, der tut gar nichts, der führt. Und daran sieht man, wie wichtig dieses Thema Führung ist, dass das eigentlich ohne den nicht geht, obwohl das lauter hochprofessionelle Künstler sind, die wirklich auf einem extrem hohen Niveau arbeiten. Aber ohne Führung hört sich das halt gruselig an.

Jürgen

Das kommt auf das Orchester an. Ein gut eingespieltes Orchester kann sicherlich Stücke, die sie schon häufiger gespielt haben, exzellent spielen. Aber die ganzen feinen Nuancen und die Dynamik da reinzubringen und wirklich dieses Zusammenspiel, dass es zu einem Kunstwerk wird, das ist die Kunst der Führung, die so ein Dirigent oder eine Dirigentin dann entsprechend beherrscht. Also im Grunde genommen haben wir als Know-How-Unternehmer auch was, wir dirigieren auch, vielleicht im kleineren, aber wir dirigieren uns selber, wir dirigieren im Zweifel Freunde, Verwandte. Du hast das Thema der Ehefrau gebracht. Daskann auch der Bruder sein oder Eltern, die da noch mithelfen. Was manche ja dann auch in Anspruch nehmen. Aber auch bei Freunden ist das schon so, du hast ja eine ganz andere Beziehungsebene noch da drin, das musst du schon orchestrieren. Du musst schon sehen, dass das reingeht. Also dieses runterzugehen, dann auf die Rolle, die Rolle deutlich zu machen, weil die jemand spielt in diesem Rahmen, den du gesetzt hast, dann auf die Kompetenzen zu gucken, habe ich gesagt, nachfragen, Menschen können mehr und dann kommst du langsam wirklich auf das Verhalten. Und das ist auch der Fehler, den manche Führungskräfte an sich machen. Sie sind schon beim Ergebnis. Und daher sagen sie Mach das und das. Den anderen fehlt aber der Denkvorgang von der Idee. Ich sage ja immer, wir machen etwas Immaterielles zu etwas Materiellem. Wir machen aus einer Idee ein Produkt, was man nachher anfassen kann, so ähnlich wie das Buch. Das Buch gab es ja schon in meinem Kopf einige Jahre vorher. Aber dass es jetzt dort liegt und dass man es anfassen kann, das ist dieser Prozess der Materialisierung. Und deswegen müssen wir die Leute auch dort einbinden. Und wir müssen das für uns auch klar haben.

Thomas

Ich glaube, was auch eine große Herausforderung ist, noch zum Abschluss zu diesem Themenblock, ist, dass wir den Menschen wahrscheinlich zwangsläufig so eine Art Wertigkeit mitgeben. Also Beispiel, dass jemand, der eine hohe Kompetenz Verantwortung trägt, sage ich mal. Also ein Programmierer, wo ich weiß, dass ist der Einzige, der das kann, dass ich dem irgendwie instinktiv eine höhere Wertigkeit mitgebe wie vielleicht der Putzfrau. Und das ist irgendwie komisch, weil wie kriege ich das geregelt? Alle, weil es sind ja alle am Prozess beteiligt. Also von dem Menschen, der für die Außenansicht sorgt, dass wenn ich ein Büro habe, dass es von außen schön aussieht, der Garten gepflegt ist, weil das hat schon auf den Kunden einen wichtigen Eindruck und der muss da Spaß dran haben. Und egal welche Aufgabe ich habe, jede Aufgabe ist wichtig. Und wie kriege ich als Führender das hin, da nicht zu werden und sagen okay, klar bist du extrem wichtig und eine andere Putzfrau würden wir kriegen, aber trotzdem du machst es jetzt und dieser Job, den du jetzt machst, der ist extrem wichtig und wertig. Wie kriege ich da diese innere Einstellung dazu?

Jürgen

Ich glaube, das hat schon was mit deinem Umgang mit Menschen zu tun. Also ich habe immer drüber gestaunt. Ich bin ja manchmal in Behörden unterwegs und da gibt es manche, die haben so einen Dünkel. Ja, die sind studierte Leute und sie reden mit einer Service Abteilung nicht. Und die Putzfrau oder den Putzmann, den sehen die gar nicht. Der wird auch nicht angesprochen. Die sind dann Luft für die. Die gucken dann drüber. Der Pförtner, da muss ich guten Morgen sagen, sonst macht der mir die Tür nicht auf. Also ich halte das für merkwürdig. Für mich sind das alles Menschen. Ich glaube, das ist eine Sache, die im Kopf stattfindet. Und wenn du alle Menschen in deinem Kopf gleich behandelst und sagst Ja, das sind Menschen, die jetzt eine spezielle Aufgabe dort haben, dann hat das erst mal nichts zu tun mit einer Wertigkeit. Ich glaube, das müssen wir hier im Kopf erst mal regeln. Weil wenn du dich mit dem Menschen beschäftigst, vielleicht hat der einen Kontakt für dich, vielleicht tut der etwas. Und ganz ehrlich, ich habe schon einen Pförtner erlebt, der also von der Pforte in die Service Abteilung von der Service Abteilung in die Leitung gewechselt ist und dann noch noch weitere Karriere gemacht hat. Also es ist unglaublich.

Thomas

Also diese Offenheit und eigentlich das Führen heißt auch irgendwo Menschen lieben, oder?

Jürgen

Ja, natürlich. Das hat was mit ja fast so einer christlichen Menschenliebe zu tun oder zumindest, wenn wir es neutraler sagen würden, einfach einer grundsätzlichen Wertschätzung von Menschen zu tun. Und ich glaube, die müssen wir auch ins Gegen bringen, weil das merken ja auch unsere Kunden. Ja, wir, da fällt das bei uns ja noch mehr auf, weil wir verkaufen als Know how Unternehmer ja auch immer uns selbst als Persönlichkeit. Und wenn wir mit Menschen nicht gut umgehen, das werden wir irgendwie merken. Also spätestens beim Sekretariat, wenn so eine Sekretariatskraft vor mir sitzt, die merkt doch, wie ich mit ihr umgehe.

Thomas

Kommen wir zu einem zweiten großen Themenblock, der für viele so ein bisschen spooky ist und wo ich auch manchmal denke Oh oh, wenn wir jetzt meine Frau mit dazu holen würden, würde die sagen Von was redest du da? Wir haben jetzt viel über Führung gesprochen nach außen. Und ich glaube, das haben wir ganz gut beleuchtet. Was ist die Thematik, wenn ich Solo Unternehmer bin, wenn ich Know how Unternehmer bin, habe ich trotzdem irgendwelche Menschen mich rum, die mich unterstützen. Da haben wir drüber gesprochen. Was ist denn mit mir selbst? Also dieses Thema Selbstführung. Kann man sich selbst führen? Ich frage das ganz provokativ. So zum Thema. Ich habe ja mehrere Coaching-Ausbildungen, habe auch viele Klienten und Klientinnen, die Coach sind. Und wir diskutieren dann immer: Kann man sich selbst coachen? Und ich habe zum Beispiel Sabine Askelam sagt: Ja, man kann sich selbst coachen. Ich glaube, dass es diese Meta Position braucht. Und natürlich kann ich geistig aufstehen, also kann jetzt hier körperlich sitzen bleiben, geistig aufstehen, mich da drüben hinstellen und die Situation von außen betrachten wie eine Metaposition. Aber es ist was anderes, wenn jetzt eine dritte Person im Raum sieht, die hat per se schon diese Meta Position. Also kann man sich selbst führen? Und wenn ja, wie geht das?

Jürgen

Also ich sehe mir häufig Casting Shows an, gerne so Gesangshows. Und ich bin immer erstaunt, wie viele Leute dort auftauchen, die denken, sie können singen und sie können absolut nichts singen. Das stimmt gar nichts. Von außen siehst du das sofort. Die haben vielleicht noch nicht mal diesen Metapositionswechsel durchgeführt. Der ist ja sehr wichtig. Du nimmst dich also bei dieser Gesangsschau einfach vorher mal auf und hörst dir das an. Dann haben wir trotzdem ein Problem. Selbst wenn du das gut findest, dann kann das sein, dass das gar nicht gut ist, weil du bist betriebsblind.

Thomas

Meine Frau sagt immer singst du gerne? Und ich sage ja. Warum lernst du es dann nicht?

Jürgen

Ja, okay, gut. So eine Sichtweise. Ich weiß schon, warum ich nicht. Ich kann ganz gut im Chor singen, aber ich würde niemals zu so einer Castingshow gehen, weil das, weil das. Also ich habe mich mal gehört beim Singen, wo ich sage Ja, im Chor ist es okay. Aber nicht als Solo Künstler auf der Bühne zu stehen. Ja, bitte nicht. Ich musste mal einspringen. Ich weiß nicht, war mal auf einem Stadtfest in Herzberg und dann war ich einer der besten Sänger. Und das heißt etwas, weil ich einspringen musste dort für den Chor, wo jemand fehlte. Ich glaube, dass wir was dazu brauchen. Wir müssen diese Betriebsblindheit überwinden. Und das hat ja auch trotzdem was mit Selbstführung zu tun. Warum hole ich mir denn nicht Feedback? Also warum frage ich jetzt nicht zum Beispiel jemand anderen mal, der sich auskennt? Was sagt der dazu?

Thomas

Wie weit muss der weg sein? Also wenn ich meine Frau frage, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder finde ich alles doof, was ich mache.

Jürgen

Das geht nicht. Du kannst nicht verwandte und Freunde fragen.

Thomas

Ganz schlimm. Der beste Fall ist, es ist alles toll, was du machst.

Jürgen

Ja, ist doch peinlich. Also eine Freundin von mir hat mal so ein Seminar besucht zur Selbstverbesserung. Und dann kam sie mit einem Fragebogen an. Ich sollte ihr, ich bin einer ihrer besten Freunde, sagen, was ich von ihr halte und wo sie ihre Fehler hat. Na, Teufel werde ich tun. Ja, das wusste ich schon, wo ich was angekreuzt hätte. Aber ganz ehrlich würde ich da die Freundschaft aufs Spiel setzen. Also bekommst du von Freunden, Verwandten immer eine ziemlich gefärbte Antwort. Also hol dir einen Experten, frag einen Experten. Also diese Casting-Leute könnten noch mal zu einem Gesangslehrer gehen und sagen So, jetzt abgesehen davon, dass ich sie gerade dafür bezahle, ich hätte jetzt gerne mal eine wahre Aussage. Taugt das was oder taugt das nichts? Das ungefähr so wie beim Konservatorium. Du gehst da hin, lässt sich beurteilen. Die nehmen nicht jeden, die nehmen an 10 Prozent von denen mit. Die sind knallhart. Die sagen dir, das wird nichts. Die sagen dir auch gleich, auf der Opernbühne werden sie nicht stehen. Ich habe Leute im Coaching bei mir gehabt, die wären gerne Opernsänger geworden. Dafür reicht es nicht.

Thomas

Also das führt mich dazu. Ich sehe das sehr kritisch, was du eben gesagt hast. Und zwar aus folgendem Grund. Ich habe früher mir herausgenommen, das genauso sehen zu können. Also mit dem Blick von außen wie so ein Kuratorium. Ein Unternehmer kommt zu mir und ich habe ja schon sehr lange die vorteilhafte Position, dass ich mir dann nicht die Leute aussuche, das ist das falsche Wort, aber dass ich gucken kann, wo passt es, wo ist meine Expertise besonders sinnvoll? Und ich habe auch dann gerade als ich noch vor zehn, fünfzehn Jahre viele Gründe hatte, habe ich gesagt, ich glaub nicht an das Produkt, ich glaub nicht an das Projekt. Und ich habe da gelernt, das hat was mit Überheblichkeit zu tun gehabt, weil man wir kennen die Geschichten in Mold Disney zum Beispiel. Wie viele Banken hat er angeschrieben oder angesprochen? 160 Banken und die 161. Die haben dann gesagt: Ja, weil sie selber schon kurz vorm Konkurs waren, die haben dann gesagt: Na, toter wie tot geht nicht. Also entweder sind wir tot, sind wir eh schon. Oder das klappt jetzt. So, das heißt, wenn wir jemand anders fragen und der sagt ganz ehrlich, und zwar ohne uns schaden zu wollen, Das wird nichts. Und dann machen wir es nicht. Und es gibt so viele Beispiele aus der Geschichte auch, wo wir sagen: Hey, der hat nicht zugehört, dass die anderen sagen: Du kannst es nicht. Und hat es dann trotzdem gemacht und ist dann mega erfolgreich geworden. Und das ist so mein Problem, wenn du sagst: Also ich finde den Tipp gut, aber in der Praxis heißt es, es ist eine riesige Gefahr. Das wird nie was mit dir. Sorry, du bezahlst mich und du wirst eine ehrliche Meinung. Meine ehrliche Meinung ist, das wird nichts.

Jürgen

Wir müssen unterscheiden, Thomas. Und zwar zwischen Fähigkeiten. Also wenn du jetzt einem einbeinigen sagst, springen, also der möchte gerne Hochsprung treiben. Das ist aufgrund von körperlichen Einschränkungen, dieErschränkung nicht möglich. Mein Beispiel war ja das des Gesangs. Das ist eine körperliche Sache und das kann ein Experte wirklich beurteilen. Genauso wie jemand, der dich sieht, wenn dir ein Bein fehlt, dass der sagt Das wird mit dem Hochspringen nichts, da kannst du machen, was du willst. Da kann man vielleicht eine spezielle Sportart treiben und genauso wie man Gesang vielleicht für die Freizeit treiben kann. Das sind die Fähigkeiten, wo einem tatsächlich körperliche oder geistige Fähigkeiten fehlen. Also wer kein abstraktes Verständnis hat, dem wird es schwerfallen, in der Mathematik etwas zu werden. Das wird eben einleuchtend. Wer kein Sprachgefühl hat, der kann natürlich üben, der wird auch irgendwann mal eine Sprache lernen können. Aber er wird das nie so leicht machen wie jemand, der diese Sprachbegabung hat. Was anderes, was du angesprochen hast, sind Ideen. Also eine Idee, Wolt Disney hat eine Idee verkauft. Ja, oder der KFC von Kennedy Fried Schicken hat eine Idee verkauft, ein Rezept. Oder Amazon hat die Idee eines Leuchtmittels, einer Glühbirne gehabt. Ja, Ideen kann man schon weiterverfolgen. Und da sind Experten ehrlich gesagt nicht gut. Weil das kann schon sein, dass du da auf dem richtigen Weg bist, dass du nur durchhalten musst. Aber du kannst auch zu den vielen gehören, die scheitern. Das musst du irgendwie einkalkulieren. Das könnte durchaus so sein. Willst du da Erfolg haben? Wird man dich feiern? Willst du scheitern? Ja, du bist einer von vielen. Das haben alle vorher gewusst. Ja, und das ist auch nicht dramatisch, weil viele scheitern. Was ziehst du für dich da raus? Also wenn du als Know how Unternehmer eine Idee hast und die ist im Moment vielleicht nicht realisierbar, dann heißt das weder, dass die Idee schlecht ist. Das heißt vielleicht, im Moment geht es für dich oder du bist nicht die richtige Person, das zu machen.

Thomas

Das ist so, wie ich heute reagiere. Wie gesagt, vor 15 Jahren habe ich noch gesagt, das wird nichts. Ich habe mich einfach aus meiner Erfahrung heraus ein bisschen in die Überheblichkeit zurückgelehnt. Das wird nichts. Heute sage ich, wenn es ganz krass ist, ich glaube nicht dran. Ich glaube aber, dass es vielleicht Menschen gibt, die dich da eher begleiten können. Ich bin da nicht die richtige Begleitung für dich. Du musst dir jemanden suchen, der sich darauf spezialisiert hat, der sich mit dem Thema auskennt, der an dich und diese Idee glaubt. Weil du brauchst in dem Zustand, in der Phase, in dem zeitlichen Zustand jemand, der dich motiviert, der an dich glaubt. Und das bin ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Also das mache ich heute viel, viel wertschätzender, weil das auch meine Erfahrung ist. Ich habe Leute abgelehnt. Da waren viele dabei, aber ich habe ich schon vorher gewusst, dass es nicht geht. Aber da waren auch einige wenige dabei, wo ich gedacht habe: Wow, hätte ich nicht gedacht. Wie cool. Und da haben wir eine große Verantwortung. Und wir reden ja über Selbstführung. Wie suche ich die Leute aus? Wer darf mir Feedback geben? Wir haben gelernt, Verwandtschaft, Freunde eher nicht. Aber wenn es ein Guru ist, dann ist es wie so eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn der Guru sagt, das wird nichts, dann wird es auch nichts. Also wie finden wir da die Balance?

Jürgen

Ich glaube, das ist ja eine Frage der Qualität von Beratung, die wir dort haben. Also wir hatten ja dieses Beispiel jetzt, dass wir so eine Idee haben und die kann auch einfach in der Zeit zu früh sein. Genau. Also ich komme ja aus der Informatik und es gab einen Charles Babic, der hat einen lauffähigen Computer erfunden, nur leider viel zu früh.

Thomas

Oder der Newton von Apple.

Jürgen

Ja, Charles Babic hat im Grunde genommen, ist an der Technik gescheitert. Man konnte dieses nachher nachbauen, denn der wäre heute Genie gewesen.

Thomas

Der Léonarde Davinci mit seinem Hubschrauber sozusagen.

Jürgen

Aber der hat ja verschiedene Sachen gemacht, wo auch Teile von schon funktionierten, während jetzt Charles Babic wirklich auch versucht hat, während seines Lebens das umzusetzen. Und dann war einfach die Metalltechnik nicht so weit. Das Holz war nicht richtig. Der ist an Technologie gescheitert, nicht an seinem Kopf. Also manchmal ist es noch nicht die richtige Zeit für ein Produkt. Das müssen wir einfach gucken. Manche sind ihrer Zeit weit voraus. Dann wird man sagen, das sind Seher gewesen, die wussteten, was kommen wird. Und dann muss man unterscheiden bei dem Produkt, was ich jetzt habe, passt es in den Markt und sind wir bei den Kunden. Es kann ein super Produkt sein, wenn es nicht verkaufst, nützt es dir nichts. Als Know-How-Unternehmer brauchst du auch immer den Kunden dabei, der es haben will. Man kann sich sicherlich ein bisschen den Bedarf wecken, aber wenn es keinen gibt, der das toll findet. Ich halte es so ein bisschen wie Andro Matthäus. Du kannst es machen, sagt er, als das ein neuseelenischer Zeichner, der Cartons macht und der sagt Du kannst machen, was immer du möchtest. Du musst nur jemanden finden, der das bezahlt. Also wenn du jemanden findest, der dafür Geld gibt, ist ja alles okay.

Thomas

Das ist das Feedback von außen. Diese Meta Position, die wir selber ganz schwer einnehmen können, die ist dann wichtig, dass wir uns die holen von extern.

Jürgen   Und falls du dann von verschiedenen Leuten, so dass ich da noch Input bekomme, dass ich mich dem annähre, das ist auch ein Annäherungsprozess. Und dann plädiere ich ja dafür nicht immer nur überlegen, sondern machen. Mach ein Produkt, probier es aus. Ja, ein.

Thomas Anderes Thema in dem Komplex Selbstführung ist ja, es ist ja nicht jeder Tag gleich. Ja, ich stehe morgens auch und denke Oh Mann, das ist dann oftmals… Ich glaube, kennt jeder. Ja, kennt jeder. Und es gibt dann ja auch Niederschläge oder Rückschläge, wo man denkt, oh Mann, muss das jetzt sein? Oder alles gleichzeitig? Keine Ahnung, alle möglichen. Und da fällt uns jetzt ganz, ganz viel ein. Wie motiviere ich mich selbst? Wie führe ich mich selbst, dass ich sage, es gibt natürlich diese klassischen Tipps, stelle ich vor den Spiegel und lache, weil das dann bi-direktional ist. Das funktioniert ja auch alles. Aber so in der Praxis hast du da so ein paar Tipps? Selbstführung im Sinne von sich selbst auch motivieren, selbst über schwierige Zeiten hinweg zu helfen, sich selbst weg zu helfen. Was gibt es da für Empfehlungen?

Jürgen   Also ich glaube, es ist wichtig, mit sich selbst auch nett umzugehen. Ich würde mit mir nie strenger umgehen als ein bester Freund oder eine beste Freundin. Und ich glaube, dass wir manchmal sehr streng zu uns sind. Und wir, wir dürfen dann nicht mal traurig sein. Wir müssen immer fröhlich sein. Das ist ja auch in dieser Facebook Instagram Welt alles lächelt und immer alles ist super.

Thomas

Ja, da siehst du ein anderes Facebook als ich. Ich sehe da viel Hass und böse Gesichter.

Jürgen

Ja, aber wenn du die Leute fragst, die gerade so aus dem Know how Bereich kommen, so die Solopreneure und wie sie alle heißen, das ist immer die haben ein tolles Leben. Die sind in der Welt unterwegs. Die haben nie Traurigkeit. Aber das ist ja unrealistisch. Ich glaube, dass wir mit uns nett umgehen müssen. Und dazu gehört auch mal, wenn etwas nicht geklappt hat. Natürlich darf ich traurig sein. Das gehört auch für die Verarbeitung dazu. Das heißt, ich stürze mal in so ein Tal runter und sage: „Oh, ist das blöd hier. Und dann kommt der wichtige Schritt, mich nicht mehr weiter und das ist der Tipp –, dich nicht mehr weiter mit meinem Zustand zu beschäftigen oder wie es dazu gekommen ist. Warum passiert mir das wieder? Ach, ist das hier schrecklich? Das ganze Leben ist ja immer beschwerlich. Das sind so diese Sachen, die einen weiter runterhalten, sondern dann zu gucken: Was kann ich tun? Also diese Aktivität aufzubringen und zu sagen: Was kann jetzt meinen Zustand verändern, nachdem ich vielleicht eine kleine Trauerphase oder auch eine Depressionsphase mal hinter mir habe? Weil wenn du viel Energie in was reingesteckt hast und das hat nicht geklappt, das ist doch traurig. Das darf man doch auch mal spüren. Aber du musst da wieder rauskommen. Und die Motivation liegt da drin, dass du sagst Was kann ich jetzt tun? Und dann fängst du wieder an mit kleinen Schritten und dir hilft deine Vision von dem, wo du mal hin willst. Und auch das ist ein wertvoller Teil deiner Geschichte. Das gehört nun mal dazu. Die wenigsten Leute sind immer erfolgreich. Selbst wenn wir auf so Tesla und wie sie alle heißen, Steve Jobs, die haben alle auch sehr viele Misserfolge produziert. Und das kannst du, wenn du die Historie ansiehst, auch bei anderen berühmten Persönlichkeiten feststellen, dass die wenigsten so einen glatten Durchmarsch hatten. Da gab es also ganz viel, auch Negatives. Und die haben sich nur wieder da rausgearbeitet und haben gesagt, ich probiere es dann noch mal, weil das einfach dazugehört. Das gehört einfach dazu, auch mal das, was nicht funktioniert, sich an der Idee wieder rauszuziehen und dann wieder neu aufzubauen. Manchmal hilft es auch einfach zu warten. Wenn gar nichts hilft, nächster Tipp mal was, mal wirklich mal eine Auszeit nehmen. Also ich glaube und das weiß ich daher, weil ich mit vielen Medizinern zu tun habe. Ich habe ja selber Informatik mit Anwendungsfach Medizin studiert und ich war mit so einigen Physiologen zusammen, auch mit Menschen mit Psychiatern und so weiter. Und die sagen, wir brauchen manchmal einen Abstand. Und wenn wir wirklich mal unten sind und wir sind auch ein Stückchen ausgelaugt, dann braucht der Körper drei Wochen. Auch der Geist braucht drei Wochen, wieder zu Sinnen zu kommen. Also nimm dir eine Auszeit von sechs Wochen. Das ist zwar lang. Ich weiß nicht, ob man das immer überleben kann. Wenn du Rücklagen hast, mach es. In den drei Wochen baust du dich wieder auf. Dann hast du weitere drei Wochen und dann kommen die Ideen. Ich habe das selber mal gemacht. Ich habe mich mal an der Nordsee eingemietet und war für mehrere Wochen weg und habe gemerkt, boah, das ist derkommen auf einmal Kräfte in dir hoch und das baut dich dann wieder auf. Und das hat dann auch bei mir wirklich zu richtigen Boost an Fortschritten geführt. Also kann ich nur dringend empfehlen zu machen. Muss nicht die Nordsee sein, dürfen auch die Berge sein. Wichtig ist, dass man nicht so sehr abgelenkt ist, dass man so ein Stückchen auf sich selber zurückfällt. Man darf sich langweilen, man muss sich, glaube ich, sogar langweilen, weil dann kommen die Ideen. Also die griechische… Das ist wie ein Retreat sozusagen. Das ist wie so ein Retreat. Also ich kenne jemanden, der hat sich in Griechenland in so ein Ferienhäuschen eingemietet, ganz einsam auf so einer Insel. Ja, ich war an der Nordsee auch einsam. Ich war keine andere Person dabei. Also da waren draußen Leute.

Thomas

Das höre ich sehr oft. Ich kenne viele, die das immer mal wieder machen und sich auch wirklich rausnehmen, also auch von Familie und so weiter und wirklich alleine sich zurückziehen, zu sich selbst zu kommen.

Jürgen

Das braucht man dann, wenn man wirklich auch ausgelaugt ist. Sonst reicht es auch mal ein paar Tage für sich zu haben. Das heißt wirklich für sich. Ja, mal so ein bisschen ich nenne das immer Orientierungszeit, die Zeit haben, sich neu zu orientieren. Ja, dann kommt man auch wieder zu Kräften. Das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man sich das auch gönnt. Und wie gesagt lieb mit sich umgehen. Nicht so streng. Wir sind ja dann auch nicht immer nett zu uns.

Volker

Der nächste und letzte Teil dieses Gespräches, den gibt es in einer Woche hier im Unternehmer Academy Podcast.

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